Die jüngste Meinungsumfrage des "Pew Research Centre", eines der angesehensten Meinungsforschungsinstitute der USA, brachte überraschende Ergebnisse ans Licht. Über 1.500 zufällig ausgewählte US-Amerikaner sollten ihre Reaktionen auf Begriffe wie "Kapitalismus" oder "Sozialismus" schildern.
"Pew" fasste die Ergebnisse der Umfrage unter dem folgenden Titel zusammen: "Sozialismus nicht so negativ; Kapitalismus nicht so positiv."
Lediglich eine knappe Mehrheit von 52% aller US-Amerikaner reagiert positiv auf "Kapitalismus". 37% sagten, sie empfänden eine negative Reaktion, der Rest ist unentschlossen.
In der "Jahrtausend-Generation", also unter den derzeitig 18- bis 30-Jährigen, sind die Reaktionen gleichsam gespalten: während nur 43% "Kapitalismus" als positiv betrachten, sehen 43% "Sozialismus" als positiv an.
Unter Mitgliedern und Anhängern der Demokraten sehen 47% den Kapitalismus als positiv an, während 44% den Sozialismus positiv betrachten. Obwohl es unmöglich ist, zu wissen, was die Menschen genau unter diesen Begriffen verstehen, ist doch ein deutlich wachsendes Interesse am Sozialismus zu erkennen.
Charles Derber, Professor am Boston College, bringt es auf den Punkt: " Bei fast jedem wichtigen Thema, von der Zustimmung zum gesetzlichen Mindestlohn und den Gewerkschaften, dem Vorzug für Diplomatie statt Gewalt, der tiefen Sorge um die Umwelt, dem Glauben, dass das Großkapital die Demokratie korrumpiert, und der Unterstützung vieler großer Sozialprogramme einschließlich der Sozialversicherung und Gesundheitsversorgung, war die fortschrittliche Position klar und relativ solide. Wenn "Sozialismus" Unterstützung für diese Belange bedeutet, so legt die "Pew"-Umfrage die USA als ein Mitte-Links Land aus. Wenn Sozialismus die Suche nach einer echten Systemalternative bedeutet, dann entwickeln sich die USA, vor allem die Jugend, mehrheitlich hin zu einer sozialen Demokratie bzw. sucht die Mehrheit nach einer solidarischen, grünen, friedlicheren und sozial gerechten Gesellschaftsordnung.
Dies kommt zu einem Zeitpunkt, da die Medien uns erzählen, dass die Tea-Party-Bewegung das wahre Gesicht der Frustration und des Protestes in den USA sei. Das Letzte, was sie vermitteln wollen, ist die Idee, dass die aufgestaute Unzufriedenheit in einem Linksruck münden könnte. Doch, und dessen können wir uns sicher sein, genau das wird schon bald geschehen.